Bericht aus Belgrad

Belgrad, 28.02.16

Gestern Abend waren wir in Belgrad im Park vor dem Hauptbahnhof, in dem in den letzten Monaten viele Menschen auf der Flucht übernachtet haben. Im Sommer sollen teilweise bis zu 1000 Menschen dort gewesen sein. Während dieser Zeit gab es eine kleine Holzbude als Anlaufstelle, die sich Infopark nannte. Außerdem gab es ein besetztes Haus, von dem aus Unterstützung organisiert wurde und es wurde regelmäßig gekocht. Inzwischen wird der Park nachts von der Polizei geräumt und die Menschen sind gezwungen, sich in den angrenzenden Straßen zu verstecken oder, wenn sie Geld und Papiere haben, ein Hostel zu bezahlen. Viele Leute schlafen nachts überhaupt nicht und sind 24 Stunden draußen Kälte und Regen ausgesetzt. Auch die zehn öffentlichen Toiletten, die es vorher im Park gab, wurden entfernt, sodass viele Menschen keinen Zugang zu Sanitäranlagen haben.

Belgrad ist ein wichtiger Punkt auf allen illegalen Routen, von Bulgarien oder Mazedonien nach Kroatien oder Ungarn. Daher halten sich ständig sehr viele Menschen in Belgrad auf, die kaum Unterstützung von NGOs erhalten. Häufig bleiben die Menschen eine lange Zeit in Belgrad, bis sie eine Möglichkeit zur Weiterreise gefunden haben, oder sie kommen nach einem gescheiterten Versuch, über die Grenze zu kommen, wieder zurück.

Die regelmäßigen Räumungen des Parks erschweren die Unterstützung vor Ort. Dennoch steht seit einer Woche ein Wohnwagen von der Gruppe SolidariTea dort, wo Tee ausgeschenkt wird. Ab und zu kommen Gruppen von lokalen und internationalen Unterstützer*innen, die warmes Essen vorbei bringen. Da dies nicht regelmäßig stattfindet, wissen viele Refugees jedoch nichts davon. Eine kontinuierliche, regierungsunabhängige Struktur wäre hilfreich, vor allem, weil eine Küche an einem zentralen Ort ein wichtiger Punkt für Informationsaustausch sein kann. Wir konnten uns mit einer Person von NoBorder Serbia austauschen, die uns schilderte, dass es derzeit wenig Kapazitäten zur Unterstützung durch lokale Gruppen gibt. Die lokalen Aktivist*innen wünschen sich vor allem Support von Gruppen, die länger als eine Woche bleiben, um eine langfristige Unterstützung aufzubauen.

Wir fahren jetzt weiter nach Skopje, bleiben aber mit NoBorder Serbia und SolidariTea in engem Kontakt und sind gerne bereit, Kontakte an Gruppen weiterzugeben, die in Belgrad untestützen wollen.